Friedrich Glasl stellt die Eskalation als in 9 Stufen absteigende «Treppe» dar. In der ersten Hauptphase können die Konfliktparteien noch gewinnen (win – win). In der zweiten Hauptphase verliert eine Partei, während die andere gewinnt (win – lose) und in der dritten Hauptphase verlieren beide Parteien (lose – lose).
Gemäss Friedrich Glasl ist bereits nach der 3. Eskalationsstufe die Grenze der «Selbsthilfe» erreicht, so dass die Inanspruchnahme einer professionellen Prozessberatung und ab der 4. Eskalationsstufe die Begleitung durch einen Mediator sinnvoll und angezeigt ist.
Von der Verhärtung bis zu «Gemeinsam in den Abgrund»
- Stufe 1 – Verhärtung:
Jeder Konflikt beginnt mit Spannungen – diese müssen jedoch nicht unbedingt als Anfang eines Konflikts wahrgenommen werden. - Stufe 2 – Debatte | Polemik:
Gegensätze treten bereits deutlicher hervor, die Spannungen werden deutlich als Konflikt wahrgenommen. Strategie und Konkurrenz beginnen die Kommunikation zu bestimmen und Taktik wird als «Waffe» eingesetzt. - Stufe 3 – Taten statt Worte:
Den Konfliktparteien geht es inzwischen in erster Linie darum, die eigenen Absichten durchzusetzen und den Gegner bei der Erreichung seiner Ziele zu bremsen. Beim Übergang zur 3. Stufe kommt es zunehmend zum Abbruch der Kommunikation. «Reden hilft nicht mehr, nun müssen Taten folgen». - Stufe 4 – Images und Koalitionen:
Der Übergang in die 4. Stufe ergibt ein neues Bild: Um die Gegenpartei zu bekämpfen, wird Verstärkung gesucht, Koalitionen werden gebildet und der Konfliktpartner wird für das eigene Verhalten verantwortlich gemacht, weil man ja selbst nur auf den anderen reagiert. - Stufe 5 – Gesichtsangriff | Gesichtsverlust:
Die Gegenseite wird blossgestellt – durch Gesichtsverlust soll die andere Person diskreditiert werden. Gegenseitiger Vertrauensbruch ist charakteristisch. Misstrauen vergiftet die Kommunikation und verstärkt den Teufelskreis. - Stufe 6 – Drohstrategien | Erpressung:
Die Konfliktparteien versuchen durch Drohungen ihre Macht zu beweisen – gleichzeitig wird versucht, die Gesamtsituation unter absolute Kontrolle zu bringen. Ultimaten werden gestellt («Wenn nicht… dann…»). - Stufe 7 – Begrenzte Vernichtungsschläge:
Zerstörungsaktionen werden geplant und durchgeführt. In diesem Stadium geht es noch nicht um totale Vernichtung, aber um Ausschaltung der Gegenseite. Menschliche Qualitäten werden der Gegenpartei abgesprochen. Diese Haltung bewirkt, dass sogar ein kleiner eigener Schaden als Gewinn angesehen wird, wenn die Gegenseite nur einen grösseren Schaden hat. - Stufe 8 – Zersplitterung | Zerstörung:
Nun werden Vernichtungsaktionen durchgeführt, um die Gegenpartei in ihren Wurzeln zu treffen. Das Ziel ist, den Feind, das feindliche System, zu lähmen und zu zerstören. - Stufe 9 – Gemeinsam in den Abgrund:
Nun gibt es keinen Weg mehr zurück! Die totale Konfrontation führt in die Vernichtung, auch zum Preis der Selbstvernichtung.
Selbst Konflikte zwischen Nachbarn, Kollegen oder Schülern, Ehe- oder Lebenspartnern oder gar Staaten lassen sich mit diesem Schema analysieren.
Weiterführende Informationen zu «Konflikt» und Konflikteskalation
- Im Glossar in diesem Blog finden Sie zusätzliche Erklärungen zu den 9 Konfliktstufen nach Friedrich Glasl.
- Weitere Informationen zur Konflikteskalation nach Friedrich Glasl finden Sie auch in Wikipedia.