Familienstreit und gleichzeitig auch noch ein Nachbarschaftsstreit. – Ein bisschen viel Streit auf einmal…
Eine (fast) fiktive Geschichte: Einem Bruder und einer Schwester gehörte gemeinsam eine Liegenschaft, auf der ein Haus stand, in dem die Schwester wohnte. Die Schwester pflegte mit viel Liebe und Aufwand eine Sicht- und Lärmschutzhecke, die zum Auslöser für einen jahrelangen Geschwisterstreit wurde.
Als die Schwester im Urlaub war, liess der Bruder die Hecke kurzerhand abholzen. Der Bruder wurde in der Folge vom Einzelrichter wegen Sachbeschädigung zu einer bedingten Geldstrafe sowie einer Busse verurteilt.
Er war mit dem Urteil nicht einverstanden und zog den Fall ans Obergericht weiter. Dieses stützte den Entscheid des Einzelrichters und verurteilte den Bruder zu einer bedingten Geldstrafe im hohen vierstelligen Bereich. Ausserdem wurde ihm eine Busse auferlegt und die Hälfte des angerichteten finanziellen Schadens musste er gemäss Gerichtsurteil auch noch erstatten. – In Summe kostete seine Aktion den Bruder einen ansehnlichen Betrag und der Streit mit seiner Schwester schwelt vermutlich – trotz Gerichtsurteils – munter weiter…
Solche und ähnliche Geschichten sind immer wieder zu lesen und zu hören. Nachbarschafts- und/oder Familien-Streitigkeiten mittels Gerichtsurteil zu lösen, scheint mir ein unverhältnismässig teures Unterfangen zu sein. Zwar hat das Gericht in diesem Fall ein Urteil gefällt, aber ob der Streit in der Familie sich so auch aus der Welt schaffen lässt, ist fraglich.
Vielleicht wussten die Streitparteien nicht, dass es auch das Mittel der Mediation gibt? – Der Versuch, dem Konflikt nicht durch Taten, sondern mit lösungsorientierter Mediation zu begegnen, wäre beziehungsschonender und ganz sicher kostengünstiger gewesen! Abgesehen davon, dass vermutlich zu den vom Gericht ausgesprochenen Beträgen für Busse und Kostenbeteiligung auch noch recht erhebliche Anwaltskosten angefallen sind.
Es ist schon unglaublich, wie sich Menschen manchmal ändern, wenn es um Geld geht.
Es wäre es mir einfach gar nicht wert, wegen so ein paar Tausend Euro mich mit meinen Schwestern zu zerstreiten, egal was das Erbrecht hergibt.
Ich meine, jetzt lebe ich auch ganz gut, ohne dass mich meine Eltern finanziell dabei unterstützen.
Bei Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. – Leider nur allzu oft auch in der eigenen Familie. Allerdings wissen wir nicht im Detail, was diesen Konflikt ausgelöst hat. Vielleicht liegen die Streitgründe in der Familiengeschichte (Neid, Missgunst, sich zurückgesetzt fühlen etc.) oder vielleicht wohnen Bruder und Schwester in benachbarten Häusern und die Hecke der Schwester nimmt dem Bruder die Sicht auf den See, die Berge oder was auch immer und es handelt sich (auch) um einen Nachbarschaftsstreit. Wer weiss? Auf jeden Fall ist es Schade, wenn das Thema Geld wirklich der Grund für ein Familienzerwürfnis sein sollte.
Viele Grüsse, Christina
Naja, wenn man sich streiten will, kann auch kein Richter und kein Fachanwalt für Sozialrecht helfen. Ich glaube diese Fälle sind immer so die Fälle, mit denen man sich nicht beschäftigen will.
Hallo Susilü
Das sehe ich genau so. – Zwar ist dem Recht Genüge getan, aber der ursprüngliche Konflikt schwelt weiter, weil seine Wurzeln vermutlich ganz wo anders liegen. – Aber eben: Sich mit zwischenmenschlichen Themen selbstkritisch auseinander zu setzen ist oft unbequem und anstrengend, bedarf es doch des ehrlichen Blicks in den eigenen Spiegel. Gerichtliche Entscheide sind einfacher zu akzeptieren: Eine Drittperson hat ein Urteil gesprochen und man kann sich als Sieger oder Verlierer fühlen, ohne sich mit seinem eigenen Zutun zur Situation auseinander zu setzen.
Viele Grüsse, Christina